Heute, vor einem Jahr, am 16.3. 2010 erlebten wir die
Hölle auf Erden.
Meine Blog-Leser wissen, wovon ich schreibe.
Der Tag begann gewöhnlich und völlig normal und endete in einem Desaster, welches wir bis heute nicht ganz verarbeitet haben. Im Auslauf Arkenberge rissen Edgar, Igor und Victor aus, gemeinsam mit Novi, der sie allesamt hinterher gerannt waren.
Als mich die Nachricht vom Weglaufen der Hunde erreicht hatte, machte ich mich völlig aufgelöst auf nach Arkenberge und erfuhr wenige Minuten später die Nachricht vom Tod Igors. Ich holte sofort Gordon aus dem Laden ab, wir fuhren weinend und schweigend zum Ort des Geschehens, bis wir mit dem Auto vor unserem zerfahrenen Hund standen. Es war die Hölle! Wir hatten aber wenig Zeit, um uns auf irgend etwas zu konzentrieren, denn nun ging es weiter mit der Suche nach den anderen drei vermissten Hunde weiter, dies mit Igor im Kofferraum.
Zuerst übernahm ich die Aufgabe, in völlig geschocktem Zustand Olivia anzurufen, die tausende Kilometer entfernt im Urlaub weilte, um ihr mitzuteilen, dass Victor weggelaufen ist. Ich werde ihr Weinen und ihre Verzweiflung am Telefon niemals vergessen.
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Unser Igor |
Es begann die Suche nach den Hunden bis in die späte Nacht und den ganzen Tag darauf. Viele viele Helfer standen uns zur Seite, wir sind immer noch sehr dankbar, für die Unterstützung und den Halt, den wir erfahren durften. Wir waren alle sehr verzweifelt. Am kommenden Vormittag kam zuerst Victor wieder, danach fand sich glücklicherweise auch Novi ein, beide kamen an den Ort zurück, an dem sie weggelaufen waren. Alle waren sehr sehr glücklich und erleichtert - uns fiel es nicht einfach, sich zu freuen, denn es fehlte noch einer: Edgar. Da kommen einem viele Fragen auf und obwohl es totaler Quatsch ist, denkt man über sowas wie Gerechtigkeit nach...Was in solchen Situationen im Kopf eines Menschen abgeht, ist unglaublich.
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Das war Edgar Wunde - er war auch vom LKW erfasst worden |
Als wir am Abend des zweiten Tages aufgaben und völlig demoralisiert den Heimweg aufnahmen, während wir daran dachten, dass uns auch Edgar für immer genommen worden wäre, klingelte mein Handy. Mir klingen die Worte noch im Ohr, als wären sie gerade erst gesagt worden: "Sie vermissen doch Ihren Hund Edgar?" JA! "Er sitzt hier bei uns auf der Wache, er lebt, aber es geht ihm nicht gut!"
Es war unsere zuständige Polizeiwache. Wir fielen uns in die Arme, die Tränen flossen eimerweise und wir fuhren - zum Glück ohne Unfall - zur Wache.
Dort fanden wir einen völlig entkräfteten und verletzten Edgar. Wir nahmen ihn die Arme und waren so glücklich. Er konnte sich nur schwer freuen, er war am Ende. Wir fuhren in die Klinik und waren dann spät am Abend mit Edgar daheim.
Er schlief zwei Tage am Stück, war lange verstört und ängstlich.
Ein Mann soll ihn gefunden haben. Die Polizei meinte, der Mann hatte ihn erst behalten wollen.... So blöd dieser Spruch auch ist, sind wir dem Mann sehr dankbar, dass er sich doch dazu entschieden hat, Edgar bei der Polizei abgzugeben. Leider konnten wir uns bei dem Mann nie persönlich bedanken.
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Igors Urnchen |
Wie ihr seht, ist der 16.3. des letzten Jahres immer noch sehr präsent. Viele viele Dinge sind hängen geblieben und unser Leben hat sich danach geändert.
Wir schauen an den Straßen und Autobahnen oft an den Rand und "suchen" nach überfahrenen Tieren, es will einfach nicht weggehen....wir waren bis heute nie wieder in Arkenberge, dieser Ort ist für uns verhext. Und wir sind menschlich schwer enttäuscht worden. Bestimmte Namen und Begriffe sind so besetzt, dass sie zu Angstzuständen und Schweißausbrüchen führen und machen einen rasend aus Verzweiflung über das, was passiert ist!
Eins ist klar: für mich ist nichts wie vorher. Ich fühlte mich einer Situation ausgesetzt, welche eine emotionale Ausnahmesituation war. Ich bin geerdet worden, auf den Boden der Tatsachen zurückgekommen und gucke jetzt wieder anders auf Mensch und Hund, als vorher. Vertrauen in Menschen war bei mir noch nie einfach und ist durch diese konkrete Lebenserfahrung nicht einfacher geworden.
Wir haben den Weg gewählt, mit dieser Zeit, diesem Kapitel abzuschließen, wir wollen es beenden, was nicht heißt, dass wir unseren Igor vergessen, nie!
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Unser Edgar |
Igor ist immer bei uns und Edgars große Narbe erinnert uns jeden Tag an das Geschehene. Jeden Tag haben wir ihn im Arm und sind sehr dankbar, dass er uns nicht auch genommen wurde.
Für Edgar und uns beginnt nun am kommenden WE eine neue Zeit. Rupert zieht bei uns ein und wir sind dann wieder zu viert und Edgar hat einen neuen Kumpanen.
Es ist schon ein komisches Gefühl, aber wir betrachten es als Fügung, Igor ging vor genau einem Jahr und Rupert kommt, fast auf den Tag genau.
Wichtig ist für uns aber unbedingt, dass wir Rupert nicht als Ersatz sehen.
Mit ihm beginnt etwas Neues und Anderes.
Ich wünsche euch, von solchen Erlebnissen verschont zu bleiben und uns allen eine gute Zeit mit unseren Whippen.
In diesem Sinne!